Wirtschaftsfaktor Fahrrad 2024
-
Studie des Verbands "zukunft Fahrrad"
Fahrradwirtschaft: Stabil in bewegten Zeiten
Fast eine halbe Million Jobs hängen am Wirtschaftsfaktor Fahrrad
Die Fahrradwirtschaft in Deutschland hat sich trotz der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage im Jahr 2023 auf hohem Niveau konsolidiert. Umsätze und Beschäftigung sind leicht gestiegen. Das zeigt die Studie „Die Fahrradwirtschaft und der Wirtschaftsfaktor Fahrrad in Deutschland 2019 bis 2023“ des T3 Transportation Think Tanks im Auftrag des Wirtschaftsverbands Zukunft Fahrrad.

Wirtschaftsfaktor Fahrrad - Stabiles Wachstum in allen Kernbereichen
491.000 Beschäftigte und stabile Umsätze trotz Krise – der Wirtschaftsfaktor Fahrrad ist längst eine tragfähige Säule.
Im Auftrag des Wirtschaftsverbands Zukunft Fahrrad hat der Transportation Think Tank T3 eine neue Studie zum Wirtschaftsfaktor Fahrrad durchgeführt. Sie zeigt die Entwicklung der Branche in Beschäftigungszahlen und Umsätzen im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren. Die Studie zeigt sehr klar: die Fahrradwirtschaft bleibt auch mit Gegenwind stabil und auf Kurs.
Erstmals kann mit der neuen Studie eine Größenordnung beziffert werden, wie viele Menschen in Deutschland direkt und indirekt durch das Fahrrad beschäftigt sind, also auch die wirtschaftlichen Effekte, die durch die Nutzung des Fahrrads entstehen beziehungsweise im direkten Zusammenhang mit der Nutzung stehen. Damit kann der Wirtschaftsfaktor Fahrrad umfänglich beschrieben werden. Beschäftigung und Wertschöpfung weisen über die Kernbereiche der Fahrradwirtschaft hinaus.
2023 war kein einfaches Jahr für viele Wirtschaftszweige, und die Fahrradwirtschaft bildet hier keine Ausnahme. Viele Unternehmen kämpften mit hohen Lagerbeständen und der allgemeinen Kaufzurückhaltung. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Beschäftigungszahlen gegenüber dem Vorjahr dennoch leicht angestiegen sind. Die Umsätze sind leicht gestiegen, auch wenn es inflationsbereinigt zu Umsatzrückgängen kam.
Die Branche hat dem Druck standgehalten und sich insgesamt konsolidiert. Und das auf dem hohen Niveau der Vorjahre, was zeigt, dass aus dem Boom seit 2019 eine solide Größe gewachsen ist. Mit 491.000 Beschäftigten, die durch den Wirtschaftsfaktor Fahrrad gesichert werden, ist er ein echter Gewinn für Mensch und Umwelt, aber eben auch ein festes Standbein der deutschen Wirtschaft. 207.000 Beschäftigte werden durch die Branche selbst (Handel, Herstellung und Dienstleistungen) gesichert. 284.000 Beschäftigte durch den Fahrradtourismus. Und das Fahrrad ist ein Wirtschaftszweig mit noch weitaus größerem Potenzial.
Herausforderungen im Jahr 2023 gegenüber 2022
Im Fachhandel ist die Beschäftigung im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um +3 Prozent leicht gewachsen, auch die Umsätze stiegen leicht um +2 Prozent. Es zeigt sich, wie hoch der strukturelle Bedarf an Arbeitskräften im Handel ist, wenn auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiter eingestellt wird. In der Herstellung gab es einen leichten Rückgang der Beschäftigung (-3 Prozent) und einen deutlichen Rückgang der Umsätze (insgesamt -11 Prozent, bei der Herstellung von Komponenten und Zubehör sogar -36 Prozent).
Dienstleistungen und Services verzeichnen ein Plus von 25 Prozent in der Beschäftigung und 23 Prozent bei den Umsätzen. Insbesondere das Dienstradleasing hat sich als Versicherung der Branche erwiesen. Als Treiber im hochpreisigen Segment der E-Bikes ist das Leasing wesentlich verantwortlich für den Boom der Vorjahre und die Stabilisierung der Branche. Die Elektrifizierung des Fahrrads hat sich für die Nutzung, aber auch marktwirtschaftlich als echter Gamechanger erwiesen.

Fazit der Studie
Nach Jahren kräftigen Wachstums konnte die Fahrradbranche den Boom der vergangenen Jahre konsolidieren und hat gezeigt, dass sie auch großem wirtschaftlichen Druck standhalten kann. Die Branchenstudie 2024 zeigt zudem, dass die Wirkung auf Beschäftigung und Wertschöpfung über die Kernbereiche der Fahrradwirtschaft hinaus geht.
Damit die Potenziale der Fahrradwirtschaft für den Standort Deutschland genutzt werden können, muss das Fahrrad in der Mobilitätspolitik der Bundesregierung gestärkt werden und die Branche in der Wirtschaftspolitik als Akteur anerkannt werden. Es braucht eine gemeinsam mit der Branche entwickelte und vorausschauende Strategie der Bundesregierung für die weitere Entwicklung und Stärkung der Fahrradwirtschaft in Deutschland und der EU. Die EU und andere europäische Staaten wie Frankreich oder die Niederlande haben sich bereits auf den Weg gemacht und breit angelegte Förderprogramme ins Leben gerufen.
Die Fahrradwirtschaft in Deutschland ist mittelständisch geprägt, mit regional verwurzelten Unternehmen, die vor Ort investieren, Arbeitsplätze schaff en und Wertschöpfung generieren. Trotz der Erfolge bei der Elektrifizierung und den Innovationen steht die Branche jedoch vor Herausforderungen.
Vom Fachkräftemangel ist auch die Fahrradbranche auf allen Ebenen und in allen Bereichen betroffen. Eine umfassende Strategie zur Fachkräftesicherung ist deshalb dringend geboten. Dazu gehört die Stärkung des dualen Ausbildungssystems, die Förderung von Umschulungen aus anderen Branchen und der Abbau bürokratischer Hürden bei der Zuwanderung und Integration in den deutschen Arbeitsmarkt.
Digitalisierung, Lieferkettensicherheit und nachhaltigere Produktion müssen auch in der Fahrradbranche umgesetzt werden. Die Branche benötigt dafür politische Unterstützung wie andere Fahrzeugbranchen in Deutschland.
Es braucht gleichwertige Voraussetzungen für alle Verkehrsmittel, um echte Wahlfreiheit zu ermöglichen. Das gilt für indirekte Förderung wie der Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur, aber auch die Berücksichtigung der Fahrradwirtschaft in der Wirtschaftspolitik und bei Förderprogrammen. Investitionen in die Fahrradwirtschaft zahlen sich volkswirtschaftlich aus: in Wertschöpfung, Beschäftigung, Gesundheit, Klima- und Ressourcenschutz.
Die Fahrradwirtschaft hat in schwierigen Zeiten den Trends getrotzt und Stabilität bewiesen. Mit gezielten Förderprogrammen, den richtigen rechtlichen Rahmensetzungen und einer guten Infrastruktur könnte ein weitaus größeres Potenzial gehoben werden und sich die Branche kraftvoll entfalten